Schulgeschichte: Stadt Steinheim an der Murr

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Die Geschichte der Grundschule Höpfigheim

Das Schulwesen in Höpfigheim

In seiner großen Kirchenordnung hat Herzog Christoph von Württemberg 1559 zur Einrichtung von Schulen aufgerufen. Neben neuen Schulgründungen wurden auch viele bis zur Reformation katholische Klöster, wie zum Beispiel das von Maulbronn, zu Schulen umgewandelt. 1599 gab es rund 150 deutsche Schulen (keine Lateinschulen) im Herzogtum Württemberg. Auch in vielen Bottwartalgemeinden wie Murr, Oberstenfeld und Beilstein. Nicht jedoch in Helfenberg, Kleinbottwar und Höpfigheim.

In Württemberg bestand seit 1649 Volksschulpflicht. Es ist davon auszugehen, dass Höpfigheim seither auch eine eigene Schule hatte.  Im Allgemeinen waren die Schulen in den Dörfern der Mesnerei angegliedert. Erst später wurden sie selbständige Einrichtungen und den Unterricht übernahmen statt des Mesners mehr oder weniger ausgebildete Lehrer.

Nach dem Volksschulgesetz von 1836, das bis 1909 galt, war jedes Kind vom 6. bis zum 14. Lebensjahr schulpflichtig. Jede Gemeinde musste eine Schule und die Besoldung des Lehrers, die zu einem Teil noch in Naturalien (Getreide, Brennholz) erfolgte, selbst finanzieren. Unterrichtet wurde in der Volksschule Religions- und Sittenlehre, Lesen, Schreiben, deutsche Sprache, Rechnen und Singen. In Höpfigheim mussten die Eltern der Schulkinder ein Schulgeld in Höhe von 2 Mark pro Jahr und Kind an die Gemeinde bezahlen.

Unterrichtet wurde im ehemaligen Rat- und Schulhaus neben der Kirche.

Offensichtlich fanden die Lehrer in Höpfigheim auskömmliche Bedingungen vor, denn einige waren jahrzehntelang am Ort tätig. So Schulmeister Deyhle, der die Stelle von 1734 bis 1778 innehatte. Nach ihm amtierte sein Sohn, der nach 50jährigem Amtsjubiläum im Dezember 1833 verstarb. Ihm folgte Schulmeister Strecker nach, der 1834 von der Gemeinde angestellt wurde und 1871 in den Ruhestand trat. Unter ihm und einem Provisor (Lehrergehilfen) hatte die Schule im Jahr 1835 bereits 154 Schüler.

Die Schulaufsicht über die Schule hatten der Ortsschulinspektor und die Ortsschulbehörde. Ortsschulinspektor war der jeweilige Ortspfarrer. Er hatte die Schule und den Unterricht des Lehrers durch regelmäßige Kontrollen zu beaufsichtigen und auch den Lehrer zu beurteilen. Die Ortsschulbehörde bestand aus dem Pfarrer, einem Kirchengemeinderat und dem Schulmeister. Die Obrigkeit, also der übergeordneten Bezirksschulinspektor, meist der evangelische Dekan, und als Oberschulbehörde das evangelische Consistorium, hatte 1883 bestimmt, dass an jeder Schule bei bis zu 90 Kindern ein Lehrer und bei 90 bis 180 Kindern zwei Lehrer anzustellen waren. Im Jahr 1883 zählte Höpfigheim bei rund 750 Einwohnern über 150 Schulkinder. Sie wurden allerdings nur von einem Lehrer und einem Lehrergehilfen in zwei Räumen im Schlössle unterrichtet.

Höpfigheim und die hiesige Schulbehörde wurde am 29. August 1883 in einem Erlass des Königlichen Konsistoriums und des Königlichen Oberamts aufgefordert, die Lehrergehilfenstelle in eine Unterlehrerstelle umzuwandeln. Dies hätte jedoch eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung bedeutet. Das Jahresgehalt des Schulmeisters lag in Höpfigheim bei rund 900 Mark, das des Lehrgehilfen bei rund 500 Mark. Ein ausgebildeter Unterlehrer hätte aber rund 700 Mark gekostet.

Deshalb wurde von der Gemeinde und der Ortsschulbehörde unter Pfarrer Nefflen in Höpfigheim einstimmig beschlossen, die Bitte an das Königliche Konsistorium zu stellen, die hiesige Gemeinde von der Anstellung eines Unterlehrers zu suspendieren.

Die Obrigkeit ließ aber nicht locker. Die Gemeinde Höpfigheim musste bis Georgii (23. April) 1884 die Lehrergehilfenstelle in eine Unterlehrerstelle umwandeln, für welche die Gemeinde dann – einschließlich 7,5 Zentner Dinkel – ein Jahresgehalt von 659 Mark und 44 Pfennig zu zahlen hatte.

Nach dem Kauf des Schlössles im Jahr 1816 zogen Schule und Verwaltung dorthin um. Jetzt standen zwei Schulräume zur Verfügung. Im Erdgeschoss wurden die unteren, im ersten Stock die oberen Klassen unterrichtet. Erst im Jahr 1965 verbesserten sich die räumlichen Verhältnisse der Schule mit dem Schulneubau am Ortsrand in der Keltergasse. Die Einweihung fand am 4. September 1965 statt.

Nach dem Schulgesetz von 1927 war ab Frühjahr das 8. Schuljahr einzurichten. Bisher waren in den Volksschulen nur sieben Schuljahre zu absolvieren. Im Jahr 1936 wurde infolge der reichseinheitlichen Zentralisierung im Dritten Reich auch in Höpfigheim die sogenannte „Deutsche Volksschule“ eingerichtet.

Nach dem Zusammenschluss mit Steinheim 1973 blieb in Höpfigheim die Grundschule bestehen, während die Schüler ab der fünften Klasse seit dem Schuljahr 1974/75 die Blankensteinschule in Steinheim oder weiterführende Schulen in Steinheim, Großbottwar, Marbach oder Freiberg besuchen.

Im Jahr 1900 verfasste der damalige Höpfigheimer Lehrer, Jeremias Häußler, eine Sammlung volkstümlicher Überlieferungen aus Höpfigheim. Vorausgegangen war ein Erlass des Konsistoriums, der damals höchsten Stelle für Kirche und Schule im Königreich Württemberg,  in dem alle Lehrer und Pfarrer um Mitwirkung bei der Sammlung örtlichen Brauchtums ersucht wurden. Vom statistischen Landesamt wurde die Königlich-Evangelische Bezirksschulinspektion angewiesen, einen entsprechenden Fragebogen an alle Schulgemeinden des jeweiligen Bezirks herauszugeben. Der Ortschulaufseher des Ortes konnte diesen selbst ausfüllen, oder die Arbeit dem örtlichen Lehrer übertragen. Auch konnten eventuell am Ort lebende Forstbeamten oder Ärzte um Beiträge gebeten werden.

Die Ortsschulaufsicht lag in Höpfigheim bei Pfarrer Hermann Spaich, der die Erhebung der volkskundlichen Überlieferungen dem aus Linsenhofen stammenden Jeremias Häußler übertrug. Dieser war von 1894 bis 1912 Lehrer und Schulleiter der evangelischen Volksschule in Höpfigheim. Sein handgeschriebenes Manuskript beschreibt auf 52 Halbseiten das dörfliche Leben des kleinen Ortes, der unter dem damaligen Schultheiß Schairer 685 Einwohner hatte.

Häußler kannte alle Ortsbewohner und fand unter ihnen sprudelnde Quellen für seine Sammlung. Die Berichte gehen teilweise in die Zeit vor 1800 zurück und während einiges mit Fakten unterlegt werden konnte, gehen andere Erzählungen sicherlich auf die Fabulierlust der Weitererzähler zurück.

Stadtarchivarin Helga Becker
(Rede anlässlich der 50-Jahr-Feier im Jahre 2015)